Ein
Monsterchen lugt ganz nah neben mir über die Bettkante und hat mich
ziemlich erschreckt. Und doch war das Grausen diesmal schwach genug.
Sodass ich vertrauen konnte. Trotz der großen gelben
blutunterlaufenen Augen und der spitzen kleinen Zähne. Es durfte
mich bei der Hand nehmen. Und dann hat es sich vorgestellt.
Es
ist der Teil, der immer Licht saugt. Das Licht in anderen. Mit einem
spitzen Finger bohrt es danach, braucht die Vergewisserung, dass es
im anderen auch wirklich da ist. Dass es im anderen noch brennt. Zu
groß die Verunsicherung, in welchem Zustand das eigene ist.
Während
ich meinem Monsterchen lausche, merke ich, dass es trotz seiner
fahlen grauen Haut und den dünnen, strähnigen Haaren nur ein
argloses Kind ist. Es ist klein und nimmt mich jetzt mit sich herum.
In mein Monstermuseum. Die Bibliothek meiner inneren Schrecken.
Mein
Monsterchen führt mich. Trotz dünner, stelziger Beine fast anmutig
tänzelnd. Ein eigenartiges Wesen, das ich nicht mehr fürchten mag.
Es
zeigt mir den Teil, der immer aufrüttelt, aufrührt. Der die
Schatten hoch jagt. Und das war wichtig. Der den Puls treibt und Ruhe
verhindert. Ich entferne die große, schwere Kriegstrommel, auf die
er solange gehämmert hat. Zu meinem Schutz. Ab sofort darf er
Xylophon spielen.
Mein
Monsterchen erinnert mich an den schwarzen Ring um mein Herz und wir
sehen die Herzfresserin. Ganz in schwarzer Trauerkleidung. Ihr
wachsen grausame Zähne. Und dann spuckt sie mir drei verkohlte
Herzen auf den Tisch. Ich kann sie gerade so ertragen. Ihr eigenes
Herz ist das Buch ihrer Schmerzen. Das Papier ist dünn, fällt schon
auseinander, auf den Seiten gar keine Schrift mehr, schon verblichen.
Zu lange her.
Sie
braucht noch Zeit. Wir geben ihr einen goldenen Umhang. Sie atmet
endlich einmal aus, als er ihre Schultern berührt. Als die goldene
Kapuze ihr schwarzes Haar einhüllt, schaut sie sogar fast dankbar
auf.
Sie
kennen mich sehr gut, meine Monster. Und auch sich selbst. Sie sagen
mir, meine Stärke, die mich immer wieder gerettet hat, obwohl sie
mich gebissen und gekratzt haben, all die lange Zeit, sei meine
Hoffnung. Und mit ihnen gemeinsam sehe ich das helle, grüne Licht
an. Moosgrün. Es wächst in alle Richtungen.
Nur
nicht in eine. Da sitzt ein unbeweglicher Moder-Pilz. Einen anderen
Namen sagt er mir nicht. Er heißt nur Moder-Pilz und will modern.
Sein Frühling kommt vielleicht noch.
Ich
treffe auch ein altes Monster, das mittlerweile schon fast nicht mehr
monströs zu nennen ist. Die schwarz-weiße Schachbestie bewegt sich
jetzt elegant und lächelnd. Sie ist ganz freundlich, kein Hass mehr,
die Sonne berührt sie wohlwollend, in den Schatten wird sie nicht
dunkel. Sie erklärt mir ein wenig, nicht viel. Sie weiß, dass wir
schon fast vertraute Freundinnen sind.
Und
ich bin froh, dass es noch dunkel ist. Dass ich das Licht ausgelassen
habe, das meine Monsterchen sonst immer weg leuchtet.
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