Sonntag, 5. April 2015

Vielleicht ein (Buch-) Anfang???!

Ich kann es immer noch nicht glauben. Nicht so richtig. Aber verzweifeln kann ich auch nicht mehr. Nicht so richtig. Weil es immer unmöglicher wird, die Augen zu verschließen vor den ganzen kleinen Wundern. Die immer noch groß genug sind, um mein ganzes Leben, mein ganzes Dasein, wie ich es einmal kannte, mit sich zu reißen.
Diese ganzen beschissenen kleinen Wunder haben mich vielleicht am allermeisten in die Verzweiflung gestürzt. Und lassen doch nicht zu, dass ich einfach aufgebe... Weil ich jetzt ja fast schon glauben muss. Also hänge ich hier, im Irgendwo, kann nicht richtig glauben und nicht richtig verzweifeln und tue irgendwie beides.
Meine Entscheidungen... all diese schrecklichen Entscheidungen. Im letzten Frühjahr hatte ich entschieden, dass ich dir ein Bild malen will. Dass ich dir ein Bild von uns malen will. Unsere Farben, unsere Energiekreise, die noch nicht verschmelzen können, aber sich hinter unseren löchrigen Mauern schon aufeinander zu bewegen, sich anlächeln. Manchmal entweichen Farbtupfer durch die Löcher in den Mauern... Begegnen sich in einem Zwischenraum. Vermengen sich mit Splittern des anderen, diesen kleinen Splittern, die doch immer durchschimmern durch unsere Mauern. Eigentlich, weißt du, eigentlich sind unsere Schutzmauern nämlich ziemlich lächerlich.
Sie schützen uns nicht. Und verbergen können sie uns schon zehnmal nicht.
Es war warm und ich wollte auf dem Balkon malen. Ich erinnere mich daran, weil es so schön war. Weil ich den Pinsel, als ich ihn in die Hand nahm, auch schon wieder abgeben konnte. Ich hatte dieses Gefühl, wie manchmal beim Singen oder Schreiben, dieses Gefühl, dass ich weg war. Abgetaucht in einen Ozean, der ganz von selbst Töne und Wörter und Farben hervor bringt. Ohne Anstrengung, ohne Überlegung. Ich war weg. Nur meine Hand malte. Die Farben haben sie zu sich gerufen. Es war bei keinem anderen Bild so stark gewesen, das Gefühl, weg zu sein, das Gefühl, übernommen zu werden, das Gefühl, dass die Bewegung, die gleich das Bild entstehen lassen wird, schon da ist. Und ich... ich muss nur nachgeben, ich muss nur zurück treten und abtauchen. Und dann kann es geschehen, weil es schon immer da war, die Wellen wissen genau, wo sie hin müssen...
Und diesmal waren es farbige Wellen, kreisende Wellen, schnell entstand das Bild. Ich musste nicht anhalten. Ich musste nie zögern oder überlegen. Die Farben haben sich für sich selber entschieden. Ich glaube nicht, dass mein Verstand sie gewählt hätte. Und dann war alles da. Und so schön und so stimmig. Es fühlte sich so richtig an das Bild, so wahr. Unsere Farben, unsere Energiekreise, unsere lachhaft dünnen Mauern... Die Farbtupfer und Energiesplitter dazwischen, in dem Gemisch zwischen uns. In der Zwischen-Illusion.
Ich hätte es wahrscheinlich nicht aufhalten können, dieses Bild. Es war ja schon da. Hat nur auf einen passenden Moment gewartet, um meine Hand zu übernehmen, um ins Leben gerufen zu werden. Und es war ja auch schön. Noch in seinem Entstehen hat es mich mit so viel Licht und Liebe geflutet, dass ich es nicht bereuen kann... nachgegeben zu haben. Auch wenn es alles so verhängnisvoll erscheint im Nachhinein. Und ich wünschte ich hätte nicht entschieden... was wahrscheinlich keine Entscheidung war.
Viele aneinander gereihte kleine Entscheidungen sind zu der Welle geworden, die alles und mich fort gerissen hat, fort aus meinem kleinen, vertrauten und sicheren Leben. Die Welle war schon immer mächtiger. Die Entscheidungen gehen einfach unter in ihr. Sie gehören ihr. Sie sind nur ihre Wassertropfen und bewegen kann nur sie.

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