Dienstag, 15. Dezember 2015

Weiß gefedert

Du hast nach Pastellgrün und Heilung gerochen
Und deine Arme haben versprochen, 
Mir die schwarzgraurot gekritzelte Vergangenheit
In einem Trostfeuer zu löschen. 
Meine Ängste, stimmverzerrt, 
Hat die Flügel schlagende Stille 
Deines Lächelns hinweg geborgen. 
An mir hängt noch der weiß gefederte Glanz 
Deiner Augen, wenn ich in den Spiegel schaue, 
Vier Schritte entfernt, 
Nachdem du mit deinem Erretter-Duft
Schon eine Weile aus dem nachleuchtenden Raum 
Heraus getreten bist. 
Wo lebt die Erlösung, wenn du fortbleibst?, 
Fragt mich mein Spiegelbild, noch unverschmutzt. 
Die Erlösung, wie von dir gelernt, trägt den Namen: 
Gegenwart. Jetzt. Augenblick. 

                                       by Benjamin Sieber Photography

Sonntag, 1. November 2015

Zeitlos-Raum

 Ein ziemlich alter Text. Geschrieben circa 2009. Aber immer noch vollkommen wahr...

Jeder Mensch hat Zeit-Räume.

Räume mitten in der Zeit, an die er immer wieder zurück kehrt. Räume, die er immer wieder aufschließt, weil er sehen will, was darin ist. Er will vielleicht sich sehen, wie er war, zu einer anderen Zeit. Er will vielleicht einen Menschen wieder sehen, den er einst aus den Augen verloren hat. Zeit-Räume sind Erinnerungsräume.
Und manche Erinnerungen sind den Menschen so kostbar, dass sie die Schlüssel zu ihren Türen immer bei sich tragen. In Form von Fotos in einer Schublade zum Beispiel. Oder in Form von Sätzen, die man sich nur ins Gedächtnis rufen muss, um eine schmerzlich vermisste Stimme noch einmal zu hören.

Es gibt auch solche Zimmer, deren Türen immer offen stehen, weil wir ständig in ihnen ein- und ausgehen. Und manchmal richten wir uns auch häuslich ein in diesen schönen Räumen, in denen glücklicherweise alle Raum-Zeit-Gesetze keine Gültigkeit mehr besitzen, und vergessen dabei unser eigentliches, viel zu karges Zimmer namens Gegenwart mit der hässlichen Aufschrift „Willkommen in der Realität“ an der Tür.

Ja, manchmal lassen wir diese Tür lieber geschlossen und bleiben in unseren Zeit-Räumen.
Mein Zeit-Raum ist weniger ein Zeit-Raum, als vielmehr ein Zeitlos-Raum. Ich habe keinen handfesten Schlüssel für meinen Zeitlos-Raum, außer meinem eigenen Herzen. Wenn dieses Herz wieder einmal zu wild pulsiert und pocht und genauso wenig wie der Flügelschlag eines flatternden Kolibris zur Ruhe kommen mag, dann muss ich es mir einfach aus der Brust nehmen und dieses arme, malträtierte, unvernünftige Ding in seiner Mitte aufbrechen.
All diese unruhigen Gefühle können dann hinfort flattern und die Leere, die kann heraus strömen… Und diese Leere, die sanft wie das Licht aus meinem aufgebrochenen Herzen schwappt, überflutet bald den ganzen Raum, in dem ich stehe, und verwandelt ihn in einen Zeitlos-Raum.

Es gibt dann keine Zeit mehr und auch keinen Raum und ich beobachte mich amüsiert dabei, wie ich in meinem Nirwana herum schwimme. Wie ich reglos dahin treibe, immer zu versinken drohe und mich dann doch immer wieder hoch strampeln muss, raus aus der Leere, rein ins Leben, um mein Kolibriherz noch ein bisschen fliegen zu lassen, bis es wieder so schnell wird, dass seine eigene Geschwindigkeit es zur Aufgabe und zur Rückkehr in die wohltuende Leere zwingt…

Und noch einen Grund habe ich, immer in meinen Zeitlos-Raum der Leere zurückzukehren. Denn nur dort kann ich dir ohne Leid nahe sein. Denn dort, wo ich aufhöre, beginnst du. Und je tiefer ich in meiner Leere versinke, desto mehr lasse ich mein Leben und alles, was mich von dir trennt, zurück. An der Schwelle zur Selbstaufgabe, zur Hingabe an diese Tiefe, diese tiefe Leere wartest du auf mich. Ich werde die Schwelle vielleicht nie überschreiten, aber es ist schön, dich dort stehen und warten zu sehen.
Deshalb vergesse ich so oft die Existenz der Zeit und dämmere in meinem Zeitlos-Raum dahin, eingehüllt in dein schattiges Licht.
Hast du auch einen Zeitlos-Raum? 

                                 Picture taken by Andrea Groh, http://www.andreagroh.com/home/fotografie/

Samstag, 10. Oktober 2015

Unseen Bridges

"Unseen Bridges", mein musikalisches Feenmärchen, ist ab heute erhältlich auf Amazon, iTunes, Spotify usw.: http://www.amazon.de/Unseen-Bridges-Jule-Konrad/dp/B014Q9YRD6/ref=sr_1_2?ie=UTF8&qid=1444541473&sr=8-2&keywords=jule+konrad+unseen+bridges

Die Geschichte (The Story)


The fairytale told on „Unseen Bridges“ begins with a Song meant to stay unsung. While the fairies sing and dance underneath the sea of stars our fairy, the protagonist of this fairytale, dances or even more sings herself right into a crisis. In her words: „as the earth under my foot is moving and sometimes trembling, my heart trembled and bursted out this song, the song meant to stay unsung.“ Why this song shouldn't be sung, we don't learn. But she tells us that even the wood is sad about this song. Also by singing this song she somehow separated herself from her kin, the other fairies, she excluded herself from the world of the fairies. The song meant to stay unsung reaches back into times she and everyone else had wanted to forget. But with singing it's melody again she is right there, transported back into the past and to a long lost love.

Das Feenmärchen, das ich auf „Unseen Bridges“ erzähle, beginnt mit einem Song, meant to stay unsung. Einem Lied, das dazu bestimmt war, ungesungen zu bleiben. Während die Feen singen und tanzen unter dem Meer aus Sternen, tanzt oder eher singt sich unsere Fee, die Protagonistin dieses Feenmärchens, direkt in eine Krise. In ihren Worten: „Wie die Erde unter meinen Füßen sich bewegt und manchmal zittert, so hat auch mein Herz gezittert und dieses Lied ausgestoßen, dieses Lied, das dazu bestimmt war, ungesungen zu bleiben.“ Warum dieses Lied nicht hätte gesungen werden sollen, erfahren wir nicht. Aber sie verrät uns, dass sogar der Wald traurig über dieses Lied ist. Außerdem hat sie sich, indem sie das Lied gesungen hat, von ihrem Volk, den anderen Feen, abgesondert. Sie selbst hat sich aus der Welt der Feen ausgeschlossen. Das Lied, das nicht dazu bestimmt war, gesungen zu werden, reicht zurück in Zeiten, die sie und alle anderen vergessen wollten. Doch indem sie die Melodie erneut singt, ist sie wieder genau dort, in die Vergangenheit zurück transportiert zu einer vor langem verlorenen Liebe.

Lost inside memory and grief she leaves the lands of the fairies and wanders into the realm of human kind. There she's looking for a human lover that left her some time ago. She hopes that with her ability to feel all the frequencies and vibrations in the air and the nature around her she will be able to find him. As she can still sense the vibes that link her to him. And this is also what I mean by Unseen Bridges... In her words: „I can read the language of time and on whatever tree you've laid your hand, you've left a print. Whatever words you said, wind listened to it. Birds will sing the echo of your secrets. Far away you are but my silver feet can cross the Unseen Bridges too and my voice can still touch the untouchable. If I follow your steps they'll bring me back to you.“

Verloren in Erinnerungen und Trauer verlässt sie das Land der Feen und wandert in das Reich der Menschen. Dort sucht sie nach dem menschlichen Liebhaber, der sie vor einiger Zeit verlassen hat. Sie hofft, dass sie mit ihrer Fähigkeit, all die Frequenzen und Schwingungen in der Luft und der Natur um sie herum zu spüren, in der Lage sein wird, auch ihn wieder aufzuspüren. Da sie die Schwingungen noch immer spüren kann, die sie mit ihm verbinden. Und das ist es auch, was ich mit nicht gesehenen Brücken meine... In ihren Worten: „Ich kann die Sprache der Zeit lesen und auf welchen Baum auch immer du deine Hand gelegt hast, du hast einen Abdruck hinterlassen. Was für Worte auch immer du gesagt hast, der Wind hat ihnen zugehört. Vögel werden das Echo deiner Geheimnisse singen. Sehr weit fort bist du, aber meine silbernen Füße können auch die nicht gesehenen Brücken überqueren und meine Stimme kann noch immer das Unberührbare berühren. Wenn ich deinen Schritten folge, werden sie mich zu dir zurück bringen.“ 

 Picture by Liancary

Das Coole an den Feen (What's so cool about the fairies)

Was ich an Feen immer so faszinierend fand, war die Vorstellung, dass sie als Naturwesen mit der Natur um sich herum ganz direkt verbunden sind. Dass sie spüren würden, wie krank oder gesund ein Baum ist, wenn sie nur an ihm vorüber gehen. Dass sie verstehen können, was die Vögel singen. Und als ich die zauberhafte Musik von Derek und Brandon hörte, wusste ich, dass mein nächstes Musikprojekt ein modernes Feenmärchen sein würde. Und die Musik von Derek und Brandon hat es mir leicht gemacht, die Geschichte und die Worte zu finden. Man kann in ihrer Musik wirklich die Feen tanzen hören.

What always fascinated me about fairies was the notion that they as nature-beings have this direct connection with the nature around them. So that they could feel how ill or healthy a tree is, if they just pass him by. That they could understand the messages in the singing of the birds. And while I listened to the enchanting music of derek and brandon, I decided, that my next music project would be a modern fairytale. The music of Derek and Brandon made it easy for me, to find the story and the words. You really can hear the fairies dance in their songs.


Für mich sind Feen auch ganz sicher nicht out. Ich glaube sogar, dass wir Menschen uns auch genauso verbunden mit der Natur und allem um uns herum erleben könnten, wenn wir uns entscheiden würden, die Natur als einen lebendigen Partner zu betrachten, mit dem wir interagieren können wie mit einem anderen Menschen. Was ich auch glaube, ist, dass wir Menschen heutzutage oder vielleicht auch generell große Angst vor wirklicher Verbundenheit haben. Wir haben das Gefühl, dass wir uns in der Grenzenlosigkeit verlieren könnten, die wir empfinden, wenn wir uns wirklich mit etwas anderem verbinden, sei es Mensch, Tier oder Baum. Auch von diesem Unterschied zwischen Feen und Menschen, diesen unterschiedlichen Welten, in denen sie leben, erzählt mein Feenmärchen. Denn was wäre eine Feenmärchen ohne einen menschlichen Liebhaber? Und somit ist die Geschichte, die Unseen Bridges erzählt, dann natürlich auch eine Liebesgeschichte.

For me fairies aren't out or uncool at all. I even believe that we humans could feel connected with nature and anything else around us in the exact same way, if we would just decide to see nature as a living partner, with whom we can interact as with a human partner. I also believe that we humans nowadays or perhaps in general are deeply afraid of true connection. We feel that we loose ourselfes in the boundlessness, that we find, if we truly connect with something, be it animal, human or tree. My fairytale talks about this difference between fairies and humans too, these different worlds, in which they live. For what would a fairytale be without a human lover? And so the story, that is told on „Unseen Bridges“, is a lovestory too of course. 

Picture by Liancary


All music on "Unseen Bridges" is composed by Derek and Brandon Fiechter.
Derek's channel: https://www.youtube.com/user/dfiechter2
Brandon's channel: https://www.youtube.com/channel/UCLLnIcQll56hJ89dDin4UcA
Singing and lyrics are by me.
Follow me on Facebook: https://www.facebook.com/8julibri8
Mixing of the Vocals: Jonas Rossner
Artwork: Liancary (https://www.facebook.com/liancaryart?fref=ts)

The lyrics:

1 Dance of the fairies

Flowers bow for our silvery steps
Our arms waving through the sea of stars
Fireflies whirr through the silent air
diving through the melodies of our songs
My sisters and brothers feet paint the earth
with patterns she's smiling about
Every tree in every wood's dancing with us too

Sing for me, sighs the old oak
Dance with me, whispers a young moonbeam
Sing for me, asks the sad old crow
Dance with me, beggs the wild young firefly

Flowers bow for my silvery steps
My arms waving through the sea of stars
Every tree in every wood's dancing with me too
The air a safe ground for me to stand upon
Sing for me, Dance with me
sigh the oaks, whisper the moonbeams
Sing with me, Dance for me

My songs can make the willows smile
and a cold stone cry
My rhythm is the rhythm of nature
pulsing under my feet
Sing for me, it says
My songs can make the willows smile
and a cold stone cry
They cross space and time
carry the birds on their soundwaves
Sing for me, they say

2 Song meant to stay unsung

Fear is floating through the veils of silent air
As their eyes tell me that with my kin I no longer belong

For my careless lips they sang that song
As the earth under my feet is moving and sometimes trembling,
my heart trembled and bursted out that song
The song meant to stay unsung

His jealousy can't bear to listen
Their jouth can't stand
Even the wood is sad about
this song

Reaching back into times they'd wanted to forget
Reaching back into times I'd wanted to forget
Dangerous to dance with memory
To embrace with a living voice something long gone

My careless lips they sang that song
As the earth under my feet is moving and sometimes trembling,
my heart trembled and bursted out that song
The song meant to stay unsung

His jealousy can't bear to listen
Their jouth can't stand
Even the wood is sad about
this song

Fear is floating through the veils of silent air
As their eyes tell me that with my kin I no longer belong
For my careless lips they sang that song
The song meant to stay unsung
Dangerous to dance with memory
To embrace with a living voice something long gone

3 Green leaves trembling

First you didn't see me watching
hidden behind green leaves of eternal summer
a living veil to hide me in my fragility
First you heard my springbirds singing
but didn't know they were sent by me
Your ears not used to find my voice inside their words

But one day then you've answered with your song
A melody reaching out it's hand
Your eyes starting to look for mine
the green leaves trembling in a gentle, gentle breeze

Show me who I am, you asked
Deep and restless is my human soul
Nameless as the deepest ocean
My fate a sunken ship on it's ground

You sang a song of deepest longing
Longing for yourself, longing for me
And when we first met you said:
Finally I've found the eyes to mirror the soul living in mine

On that day you've answered with your song
I was reaching out my hand
Your eyes finding their echo in mine
the green leaves perishing in a warm, warm wind
Come with me, I sang
You we're reaching out your hand
My eyes finding their mirror in yours
the green leaves hiding us from your world
4 Unseen bridges
Dangerous to dance with memory
To embrace with a living voice something long gone

I can read the language of time and on whatever tree you laid your hand
you've left a print
Whatever words you said, wind listened to it
Birds will sing the echo of your secrets
Far away you are but my silver feet can cross the unseen bridges too
And my voice can still touch the untouchable
If I follow your steps they'll bring me back to you
Levity stumbled when I sang that song
To run from gravity you have to move your feet
So I'm leaving now the lands of eternal dawn
Hidden in mist I'll wander in the realm of human kind

The realm that gave you other names
than those I know and a fate to fulfill
A world where you lived with your kin
Those humans who need a separation
Scary for my kin still living in union
and floating with nature
Hard for us to understand their cold stonewalls

5 Dreamlands

The first night you laid by my side I didn't want to go to sleep
for I'd rather danced on in your dreams
To chase with a smile away every sorrow
trying to invade your dreamlands
in which I'd rather find me a place inside
Where I could forever remain

If you'd stay with me you could escape
the winter planted in the human's fate
If you'd stay with me my eyes would mirror you
undying love everyday for all times

If you'd stay with me every night my voice would sing you to sleep
and guide you through your darker and lighter dreams
If you'd let me I would forever dance on in your dreamlands

6 His grave

Never can you posess something as fragile as the morning mist
hanging on the grass for moments only
Only breaths of it's touch remain
Invisible sounds and the tears on the earth it kissed

Does it remember it was there when it's gone?
Or is the only memory the one in the eyes that still see?
See the world that's now without it?

Why even in the lands of eternal summer always comes a winter?

Grass is bowing while a cold stone is sighing the tale of you
A tale that's been written without my name

7 Boundless gentleness

Stars are smiling colder now
warning me that time will break our summer
Stars are smiling colder now
warning me that soon he'll go

I have to keep me to myself, he said
For nothing else is given us humans in our lives
Than a name, a personality, a fate
You're changing under my hands
to a sighing birch, a laughing fountain
a fleeing bird, the knowing earth
You're like music of nature
Always moving, always echoing
Fading in my hands
yet never changing for me
Never changing into something I could hold

I was looking for my destiny, my name
When I came here for you
Now I'm loosing all of that
in the embrace of your boundless gentleness

I have to keep me to myself, he said
For nothing else is given us humans in our lives
Than a name, a personality, a fate
I need back my bounds to be who I am

Stars are smiling colder now

8 Gravity

When you see us dancing without gravity it's easy to believe that we never shed a tear
When our laughter's pearling through the woods, how can a human think that we know tragedy

When the black birds of parting shadow a future never meant to be
and eternity lies before us lonely as the deepest sea
We're only trying to dance us free of too old memory
We're only laughing away the burden of immortality
And we will still dance with pain when you've fled into the oblivion of your graves

When you see our eyes sparkling both young and wise
It's easy imagined that those eyes everywhere find joy

When the black birds of parting shadow a future never meant to be
and eternity lies before us lonely as the deepest sea
We're only trying to dance us free of too old memory
We're only laughing away the burden of immortality
And we will still dance with pain when you've fled into the oblivion of your graves
9 Forget the lands of dawn

To live in the world of light and dark
You'll have to forget the lands of dawn
Let me take from you the gift and curse of memory
My love, so you can be free of me

Your eyes made a step away
and then a step back to me
Maybe for the last time

Mortal is the human memory
Fading with us into the grave, you said

Your eyes made a step away
and then a step back to me
Maybe for the last time

But how will you live on
when my love for you's erased?
Keeping your memory eternally
while mine's long gone?
I'm not sure that I want to keep this gift, this curse
But don't you need me to remember?
Don't you need me to remember (you)?

10 Beautiful tale

From the cold stone slowly warming under my hand
I looked up to the old trees
And they told me

That you've found a name you liked
and that lives on
In a great story that humans still tell
A hero's tale about a fate to fulfill
A beautiful tale

They told me, how you've smiled when you held your first child
and married your beautiful wife
They told me you were loved and that you loved the world back
Sunlight seemed to like you,
Springtimebirds followed you everywhere

That the light of your eyes didn't break when your hair greyed
and your arm's strength did fall apart
that you were still writing songs, sitting here under the trees
playing for them

They told me, your voice was full of a memory forgotten by your head
That maybe my name didn't live on in tale
But that you needed me to write this beautiful tale
This beautiful, beautiful tale

11 Sing to me

Your hands always touched me like autumn sun
With a warmth that never harmed noone
Your eyes shone in a light never seen in the lands of dawn
And one day then you sang:

May this melody circle around you forever
May my voice kiss your ear when I'm long gone
When death takes away my memory
may one of your springbirds sit on my grave and sing to me

So that your gentleness reaches through the earth
that will bury me one day
Let your love warm the cold stone above my head then
Love me without tears

Your hands always touched me like autumn sun
With a warmth that never harmed noone
Your eyes shone in a light never seen in the lands of dawn

Maybe you're part of this music of nature
I'm dancing within?
Maybe you're still singing to me?
Maybe death can't take you away from me

Your hands always touched me like autumn sun
With a warmth that never harmed noone
Your eyes shone in a light never seen in the lands of dawn
And one day then you sang:

May this melody circle around you forever
May my voice kiss your ear when I'm long gone
When death takes away my memory
may one of your springbirds sit on my grave and sing to me
So that your gentleness reaches through the earth
That will bury me one day?

12 Eternal music

If I'm leaving now the lands of light and dark
to go back into my kin's realm
I carry with me our eternal music

If I close my eyes
your voice wanders back to me
Like a light reaching through
the dark of passing, passing time

When you sleep there under this stone
can you feel my silvery steps?
Am I dancing on in your dreamlands?

Through the laughter of the butterflies
I can recall your summerlike smile
They paint it for me with their wings
And chase away the sadness of my memory



Donnerstag, 8. Oktober 2015

Jenseits der Angst, Teil 5: Ich glaub, ein Universum liegt in meinem Bett...?!

Und überall liebt Violett...

Wenn man über Beziehungen spricht, dann kommt man auch nicht darum herum, über das zu reden, was Beziehungen zu so etwas Wundervollem macht: Ja, genau, die Liebe.
In den letzten Teilen habe ich meistens eher über Liebe gesprochen, indem ich andere Gefühle von ihr abgegrenzt und unterschieden habe, Angst zum Beispiel. Liebe selber zu definieren, ist gar nicht so leicht, und auch zu beschreiben, wie sie sich anfühlt, ist nicht so einfach.
Vor allem, weil es uns, glaube ich zumindest, oft passiert, dass wir Liebe vermischt mit irgendeinem anderen Gefühl empfinden, das eigentlich nicht Liebe ist. Sehnsucht zum Beispiel oder auch selbst Anziehung, beides sind Empfindungen, die oft im Schlepptau der Liebe in unser Leben kommen. Irgendwo habe ich mal den Vergleich gelesen, dass die Liebe wie eine Frau mit vielen Hunden ist. Und die Hunde sind die Gefühle, die in unseren Beziehungen eben ganz oft auftauchen, Sehnsucht und Anziehung sind noch die schöneren, aber da sind natürlich auch Emotionen wie Eifersucht und Verlustangst dabei. Die Liebe selber ist eine stille Dame mit sanfter, leiser Stimme, aber ihre Hunde bellen ziemlich, ziemlich laut. Und wenn auch nur einer der Hunde zu laut bellt, hören wir oft die Stimme der sanften Dame nicht mehr.
Und dann kommt es zu solchen Missverständnissen, dass wir meinen, die Liebe spricht, wenn wir Sätze sagen, wie: „Ich bin eben eifersüchtig/habe Angst dich zu verlieren/vermisse dich so, weil ich dich liebe.“ Und das stimmt aber einfach nicht. Weil ich eifersüchtig bin, bin ich eifersüchtig. Und weil ich noch Angst in mir habe, habe ich Angst dich zu verlieren. Und das ist auch beides absolut okay. Dafür muss sich niemand schlecht fühlen. Hunde dürfen auch laut bellen, aber es sind eben in dem Fall trotzdem die Hunde, die bellen, und nicht die Dame, die so leise spricht oder vielleicht sogar eher singt als spricht.
Bei mir selber hat es einige Beziehungen gedauert, bis ich wirklich einfach mal „nur“ Liebe empfunden habe, bis ich wirklich mal die Stimme der Liebe ganz deutlich gehört habe. Das heißt jetzt nicht, dass ich davor nur lieblose Beziehungen hatte, das nicht, das waren alles tiefe Beziehungen voller Gefühl. Es waren nur einfach immer die anderen Gefühle im Vordergrund, die Sehnsucht meinetwegen oder die Verlustangst, und deshalb habe ich die Liebe selber nur leise und undeutlich durch das Hundegebell hindurch gehört. Sie war da, sie ist immer da, in jedem von uns, aber ich habe sie nie in ihrer reinen Form gefühlt.
Dafür müssen nämlich auch die Hunde leise sein. Solange meine Angst noch bellt oder meine Eifersucht, kann ich die Liebe immer nur bruchstückhaft und verzerrt hören. Spirituell gesehen ist reine Liebe eben einfach eine sehr, sehr „hohe“ Schwingung (ich mag die Unterteilung in hohe und niedrige Schwingungen selber nicht so besonders, weil das mir noch zu sehr besser-schlechter-Denken ist... vielleicht wäre „fein“ auch ein gutes Synonym anstatt „hoch“) und deshalb natürlich auch eine, von der man leicht immer wieder runter fällt und runter gerissen wird. Das ist ganz normal und auch dafür sollte sich niemand schlecht fühlen.
Als ich das erste Mal in diesem Zustand reiner bedingungsloser Liebe war, war das für mich auch definitiv ein Ausnahmezustand. Und trotzdem ist es sogar eine fast ein bisschen lustige Geschichte...
Ich war nämlich nicht irgendwo im Himalaya oder an einem ähnlich klischeemäßigen Ort und bin plötzlich von der Erleuchtung getroffen worden. Ich habe auch nicht meditiert oder dergleichen. „Ausgelebt“ habe ich den Zustand im Prinzip so, dass ich zehn Stunden am Stück Liebes- oder Weihnachtslieder gehört habe. Einfach Musik, in der ich diese Schwingung, auf der ich unterwegs war, wiederfinden konnte, durch die ich sie zelebrieren konnte. Und ich habe erst im Nachhinein realisiert, wie krass das eigentlich war... Ich meine, mehrere Stunden Musik zu hören, ist an sich schon nicht für jeden was, nichts anderes machen, nichts anderes nebenbei tun, einfach nur in der Musik sein. Die Musikliebhaber unter euch kennen das aber bestimmt und wissen, dass das geht. Aber mir ging es trotzdem meistens so, dass ich dann doch nach einer gewissen Zeit einfach den Impuls hatte, irgendwas anderes zu machen. Ich kann relativ lange einfach nur in einer Musik sein, einfach nur die Stimmung und die Schwingung wahrnehmen. Aber irgendwann werde ich dann doch unruhig, habe ein Bedürfnis, irgendwie aktiver zu sein, habe Hunger oder was auch immer...
Also zehn Stunden lang einfach nur in einer Schwingung sein und die durch Musik-Hören wahrnehmen, neee, das hätte ich davor nie geschafft. Und dann eben auch nicht irgendwelche Musik, sondern Hardcore-Liebeslieder und ja, ich gestehe, auch Weihnachtslieder (im Hochsommer)... Und das zehn Stunden lang.
Und es war aber seltsamerweise zu keiner Sekunde anstrengend. Ich hatte nie das Gefühl, dass meine Aufmerksamkeit nachlässt, es waren keine Gedanken oder keine Impulse da, die mich aus dem Zustand raus gerissen hätten. Ich hatte auch nicht mal Hunger. Ich wollte nicht raus. Ich wollte mit niemandem reden. Mein einziges Bedürfnis war wirklich einfach nur, zu fühlen, was ich fühle, und am besten für immer in diesem einfach genialen Zustand, auf dieser wundervollen Schwingung zu bleiben.
Ausgelöst wurde dieser Zustand natürlich schon durch ein Ereignis und durch jemanden, aber in dem Zustand selber dann war das absolut nichts Exklusives mehr. Natürlich habe ich in dem Zustand gerade auch die auslösende Person und meine Liebe und Verehrung zu ihr gefeiert und gespürt, aber irgendwie hat es dennoch die ganze Welt umfasst, zumindest war ich in dem Moment absolut versöhnt mit der Welt. Vom Gefühl her war es so, als hätte die auslösende Person mich auf diese geniale Schwingung hoch gebracht, als würde diese Liebesschwingung eben zwischen uns schwingen, aber ich habe dann nicht nur eine Schwingungsresonanz mit ihr gehabt, sondern mit der ganzen Liebe überhaupt und überall.
Was mir durch dieses lustige und doch auch sehr spirituelle Erlebnis jedenfalls aufgefallen ist, ist, wie wenig Liebe wir im Normalzustand aushalten. Der Normalfall ist ja eher, dass wir nach zwei oder drei Liebesliedern definitiv genug haben, ganz zu schweigen von Weihnachtsliedern... Das kann natürlich schon auch an musikalischen Vorlieben liegen, aber auch in Filmen ist es so, dass viele von uns regelmäßig flüchten, wenn es zu romantisch wird oder das zumindest nicht stundenlang vor Augen haben können. Das ist ja auch nicht unbedingt das Ziel und bei mir hat sich das inzwischen natürlich auch wieder normalisiert, aber ich bin so, so, so dankbar, diesen Zustand kennen gelernt zu haben und ich wäre am liebsten wirklich immerzu da drin.
Wenn ich in einem Zustand reiner Liebe bin, dann ist das einfach ein Zustand, der absolut genial ist. In diesem Zustand bin ich vollkommen furchtlos (der Angst-Hund ist dann ja auch leise), im Frieden und versöhnt. Vielleicht kann man Liebe am besten auch einfach durch Verben beschreiben: Liebe sieht und versteht, sie überwindet spielerisch alle Grenzen und Trennungen, Liebe ist auch ein Zustand vollkommener Freiheit. Liebe befreit auch. Liebe staunt und bewundert und verehrt. Ist dankbar. In dem Zustand bin ich sicher. Heil. Verbunden. Und trotzdem bei mir.
Also zu viel Liebe geht so gesehen nicht, das Gefühl verwandelt mich nicht in ein Opferlamm oder ähnliches. Liebe ist auch völlig unbedürftig. Liebe zu fühlen, fühlt sich einfach so gut an, in dem Zustand brauche ich nichts vom anderen. Liebe fühlen fühlt sich auch noch gut an, wenn das geliebte Wesen gerade eine andere heiratet. Liebe freut sich, betet an, ist absolut kraftvoll. Einfach ein echt krasser und genialer Zustand. Und absolut nicht exklusiv.
Wir kennen den Zustand auch alle noch, nur oft leider nicht in Bezug auf Menschen, mit denen wir Beziehungen haben. Wir empfinden das für eine bestimmte Landschaft, für eine Musik, für so viele Dinge... Wir können alle bedingungslos lieben. Und wir haben uns nie gefragt, ob uns der Wind oder der Ozean oder die wunderschöne Melodie auch liebt, das ist auch völlig unwichtig. Wenn wir vor dem Ozean stehen, dann staunen wir einfach und freuen uns über seinen Anblick, wir würden nie auf die Idee kommen, ihn besitzen zu wollen oder Erwartungen an ihn zu stellen. Und wenn der Wind einmal nicht weht, dann sind wir auch nicht wütend oder vorwurfsvoll. Wenn er das nächste Mal auftaucht, ist er uns genauso willkommen wie letztes Mal, egal, wie lange er verschwunden war. Und wir wissen auch, dass eine Melodie nicht nur uns gehört. Wenn sie auch andere Herzen berührt, stört es uns?
Und so gesehen: Sind die Menschen in unserem Leben weniger als Ozeane? Ist es nicht eigentlich traurig, dass wir einen Ozean bewundern und bestaunen und verehren und bedingungslos lieben können, die Menschen in unserem Leben aber nicht? Ich zum Beispiel könnte mich, glaube ich, gar nicht in jemanden verlieben, wenn ich nicht das Gefühl hätte: „Wow, der Mensch ist mindestens ein Ozean, wenn nicht ein ganzes Universum.“ Und eigentlich sind wir das doch alle, oder?
Und kann ich dann einen Menschen nicht dementsprechend sehen und lieben? Über ihn staunen? Ihn verehren? Dankbar sein? Und voller Freude über ihn? Egal, wo er ist? Ob er gerade neben mir liegt? Oder andere Galaxien durchfliegt?
Und nicht nur würde das einfach dem, was der andere tatsächlich ist, einfach mehr entsprechen und gerecht werden, es macht vor allem mich selber auch einfach glücklicher.
Ich meine, Hallo, wie cool, die Ehre zu haben, immer mal wieder mit diesem riesigen, unendlichen, wundervollen, zauberhaften Universum in Kontakt zu sein, verbunden zu sein mit diesem unermesslich tiefen Ozean! Wie absolut genial!
Und nicht zu vergessen: Ich selber bin natürlich auch ein Ozean, ein Universum, eine Melodie. Wenn deine Melodie also gerade nicht hier erklingt, dann spiele ich meine eigene und wenn es eine Liebesmelodie ist, umso besser.
Und verbunden bin ich sowieso immer und überall, Liebe liebt und schwingt überall. Deshalb: „Es gibt keinen Ort, der nicht dein ist. Es gibt keinen Ort, der nicht du bist. Und überall liebt Violett.“
Warum Violett...?! Das bleibt ein Geheimnis von mir und einer sehr schönen Farbmeditation.
Ich danke euch so sehr fürs Zuhören und heute kriegt ihr passend zum Thema natürlich auch noch ganz, ganz viel Love, Love, Love :-D


Mittwoch, 26. August 2015

Der Raub der schönen Farben

Es war einmal eine Prinzessin mit strahlenden Augen.
Eine neidische Fee hörte eines Tages das glückliche Lachen der Prinzessin und sah die Sonnen in ihren Augen leuchten. Da die Fee selbst schon lange nicht mehr lachte und ihre Augen vom Leben getrübt worden waren, verfluchte sie aus Eifersucht die strahlenden Augen der Prinzessin.
Deine Augen sollen sehen wie meine“, sprach die neidische Fee. „Die leuchtenden Sonnen will ich dir stehlen und keine Farben sollen dir zurück bleiben. In einer grauen Welt aus Schwarz und Weiß sollst du leben. Die schönen Formen will ich dir verzerren, bis ihre scharfen Kanten tief in deine Seele schneiden. Wenn Glück und Liebe zu dir kommen, sollst du blind an ihnen vorüber gehen. An dem Tag, an dem dir alle Farben geschenkt werden, soll mein Fluch sich erfüllen und alle Farben musst du für immer verlieren. Fliehen sollst du vor dem, der dich in allen deinen Farben liebt, und einsam wirst du sterben.“
Die Prinzessin hörte die Worte der Fee nicht mit ihren Ohren, denn die neidische Fee hatte sich vor der Prinzessin hinter einem großen Baum versteckt. Doch der grausame Fluch berührte die Seele der Prinzessin und hinterließ darin seine Spuren.
Als die Prinzessin groß genug war, um das Haus ihrer Eltern zu verlassen, wurde sie von einem Prinzen gefunden. Gemeinsam öffneten sie die Tür, hinter der die Prinzessin ihr Leben lang verborgen gewesen war. Denn, dass er zu ihr kommen würde, um sie in eine größere und noch schönere Welt zu entführen, war seit langem abgesprochen gewesen. Der Prinz schenkte der Prinzessin einen Blumenstrauß, der jede einzelne Farbe auf dieser wunderschönen Erde und auch solche, die noch nie gesehen worden waren, enthielt.
Die Prinzessin wusste, kein anderer Prinz hätte das für sie vermocht. Und noch am selben Abend beschloss sie, diesen und keinen anderen Prinzen zu heiraten. Denn sie erkannte in ihm den, den ihre Seele sich schon vor langer Zeit zu ihrem ewigen Gefährten gewählt hatte. Prinz und Prinzessin waren selig vor Glück und tanzten in einem Himmel, der nur ihnen beiden gehörte.
In der Nacht jedoch begann der Fluch der bösen Fee zu wirken.
Schreiend warf die Prinzessin den Strauß schwarzer welker Rosen von sich, den sie mit einem Mal in der Hand zu halten glaubte. Ungeziefer krabbelte über die verdorrten Blüten. Die Dornen stachen in ihre Haut und um sich herum hörte die Prinzessin das Wehklagen von abertausend Stimmen, die ihr endloses Leid herbei sangen. Was für einen Schmerz und was für eine Traurigkeit hatte der Prinz in ihr Leben gebracht!
Und die Prinzessin flüchtete zurück in das Haus, das sie für den Prinzen verlassen hatte. Sie hörte ihn an ihre Türe klopfen und es klang wie Hammerschläge in ihrem Ohr. Bald sah sie auch seine Gestalt vom Fenster aus, sein Bild spiegelte sich schrecklich im Glas. Gerade eben noch war er schön gewesen, jetzt sah sie in ihm das schrecklichste aller Monster.
O weh“, klagte die Prinzessin. „Was für ein Fluch liegt auf mir, dass alles Schöne sich so schnell in Schreckliches verwandelt hat!? Meine schönen Blumen sind verwelkt, mein Prinz ist zu einem Monster geworden! Warum hat sich mein Leben in einen Albtraum verkehrt?“
Und weil sie den Anblick und das Klopfen des Prinzen nicht ertragen konnte, floh die Prinzessin hinein in einen tiefen, dunklen Wald. Die Tiere des Waldes sahen, dass sie voller Schmerz war. Sie versuchten sich ihr zu nähern und ihre getrübten Augen zu heilen. Aber die Prinzessin floh bald auch vor ihnen. Sie fürchtete sich vor allem, denn wohin sie auch blickte, sah sie ihre schlimmsten Albträume lebendig werden.
Tief hinab unter die Wurzeln eines sehr alten Baumes kroch die Prinzessin. Dort blieb sie einen langen, kalten Winter lang und versteckte sich vor der Welt. Selbst der Gesang der süßesten Vögel konnte sie nicht zurück an die Oberfläche locken, denn er klang in ihren Ohren wie der Schrei von schrecklichen Fledermäusen.
Und der Prinz, der die Prinzessin verloren hatte, war verzweifelt. Bis tief in den Wald hinein war er ihr gefolgt und die Tiere hatten ihm von ihrem Schmerz berichtet. In seiner Not bat der Prinz die Vögel: „Sprecht mit ihr! Ich weiß, dass sie mich nicht hören kann! Sagt ihr, dass ich immer noch nach ihr suche, dass ich noch immer auf sie warte, dass ich sie immer noch liebe!“ Und als die Vögel traurig die Köpfe schüttelten, bat er das Rauschen der Blätter, für ihn zu sprechen.
Ich weiß nicht, wie ich sie erreichen soll!“, verzweifelte er. „Nur wenn ich einmal in ihre Augen sehen kann und sie in meine, kann ich ihre Krankheit heilen. Wenn sie in meinem Strahlen ihr eigenes erinnert. Wenn sie durch die Liebe in meinen selber wieder liebend wird.“
Der uralte Baum, bewegt von den Worten des Prinzen, seufzte: „Du kannst ihren Blick nicht erzwingen, Prinz. Doch du hast lange auf sie gewartet und lange nach ihr gesucht. Wenn du sie wirklich liebst, dann wird sie deinen Blick erwidern. Wenn es wahr ist, dass sich eure Seelen vor langer Zeit schon zusammen getan haben, dann werdet ihr unweigerlich wieder zueinander finden.“
Und dann stellte der uralte Baum dem Prinzen eine Frage: „Kannst du dich selbst noch sehen, wie dich die Prinzessin gesehen hat, bevor ihr Blick sich trübte? Und bist du noch derselbe?“
Der Prinz dachte darüber nach und schloss kurz seine Augen. Und nickte dann. „Ja, ich weiß noch, wie sie mich angesehen hat. Und ich sehe in mir, was sie in mir gesehen hat. Ich bin derselbe, der ich damals war.“
Und es geschah, was noch nie zuvor geschehen war: Der ururalte Baum machte einen Schritt zur Seite und gab den Blick frei auf die schlafende Prinzessin. Erschrocken fuhr sie hoch und sah um sich. Durch die dunklen Nebelschleier in ihren Augen brachen die goldenen Sonnen in den Augen ihres Prinzen. Der Fluch der eifersüchtigen Fee hatte seine Wirkung verloren. Der Prinz hatte für die Prinzessin gesehen, während sie in dunkler Nacht gelebt hatte, und hatte das Licht in ihren Augen wieder entfacht. Und die Prinzessin erwachte endgültig und für immer aus ihrem schrecklichen Albtraum. Ihre Augen leuchteten, wie sie es einst, vor dem Fluch, getan hatten.
Am Tag ihrer Hochzeit trug die Prinzessin ein Kleid, das, wie der Strauß, den sie in Händen hielt, in allen Farben erstrahlte, auch in denen, die noch nie zuvor gesehen worden waren. Sie und der Prinz tanzten durch einen ewigen Himmel.
Die Prinzessin war die glücklichste Frau der Welt. Solange, bis auch der Rest der Welt ebenso glücklich geworden war wie sie, solange, bis alle Augen wieder strahlten. Selbst die unglücklich eifersüchtige Fee erlangte eines Tages all ihre eigenen Farben zurück.


 

Mittwoch, 29. Juli 2015

Jenseits der Angst, Teil 4: Schmollen erlaubt!

Von der Linde werfe ich drei Tränen herab und höre auf, mich herunter zu fragen...

In Teil 1 von meiner „Jenseits der Angst“-Reihe habe ich erzählt, dass ich für mich feststellen konnte, dass Akzeptanz etwas sehr, sehr Kraftvolles ist. Mit der Akzeptanz ist das aber doch auch so eine zweischneidige Sache, deshalb will ich darauf noch einmal genauer eingehen.
Zu viel Akzeptanz kann nämlich auch gefährlich sein. Und nicht grundlos kennen wir alle den inneren Widerstand, der sich in uns aufbaut, wenn uns irgendwer erzählt, wir sollten dies oder jenes einfach hinnehmen, als unveränderlich akzeptieren. Ich hatte das zum Beispiel als Teenager immer mit meiner Oma. Und meine Oma war und ist wirklich eine wundervolle, ganz liebevolle Oma, so ein bisschen die typische „gute Seele“ ihrer Familie. Und ich als Teenager war ein ziemlich typischer Teenager, launisch und mit vielem überfordert, am meisten mit mir selber, und vor allem auch chronisch unzufrieden mit meinem Leben. Meine liebe Oma hat dann immer geseufzt: „Warum kannst du denn nicht einfach zufrieden sein?“
Sie hat das natürlich lieb gemeint und sie hatte ja auch irgendwo recht: Zufriedenheit fühlt sich einfach besser an als Unzufriedenheit und mir ging es ja mit meiner Unzufriedenheit auch selber nicht gut. Das Problem war nur, dass ich mich dann irgendwann schlecht gefühlt habe für meine Unzufriedenheit und mich selber gefragt habe: „Warum kann ich denn nicht einfach zufrieden sein?“ Und das war natürlich alles andere als hilfreich und wir wissen alle, wie gut es funktioniert, sich dazu zu zwingen, dies oder jenes zu fühlen. Das funktioniert nämlich einfach gar nicht.
Meine Unzufriedenheit war eben einfach da. Sie war eben der Platz, an dem ich emotional gerade war, und auch das (!) war der richtige Platz. Auch das kann und darf ich akzeptieren und mir erlauben. Erlauben finde ich in dem Zusammenhang auch ein schöneres Wort. Und ich kenne leider so, so, so viele Menschen, die sich ihre Gefühle nicht erlauben und sich emotional zensieren. Ich selber mache das auch, vor allem mit Wut. Wenn ich wütend bin, dann geht bei mir gleich der innere Monolog los: „Naja, deine Wut ist aber ganz schön selbstgerecht... und kannst du denn nicht Verständnis für so und so haben...“
Natürlich ist der Sinn der Sache auch wirklich nicht, dass ich nach zwanzig Jahren immer noch wütend auf beispielsweise meinen Exmann bin. Damit versaue ich mir nur effektiv selber das Leben, wenn ich in der Wut stecken bleibe, weil sich eben Wut und Angst und Unzufriedenheit und Trauer einfach nicht so gut anfühlen wie Liebe, Freude, Verständnis, Verbundenheit usw.
Trotzdem ist Wut dennoch nichts, was ich mir verbieten sollte. Keine Emotion ist schlecht. Im Gegenteil: Meine Unzufriedenheit als Teenager war auch wichtig, sie war ein super Wegweiser für mich. Hätte ich mich damals gezwungen, „zufrieden“ zu sein (würde sowas eben überhaupt gehen), dann wäre ich ja stehen geblieben, dann hätte ich nicht die Notwendigkeit verspürt, irgendwas zu verändern. Und das war aber wichtig! Meine Unzufriedenheit wollte mir eben auch einfach sagen: „Hey, hier, wo du gerade stehst, ist manches noch nicht okay, hier kannst du noch nicht stehen bleiben, such für dich andere Wege, such andere Möglichkeiten.“ Wir brauchen mitunter den Leidensdruck, der durch solche unangenehmen Gefühle wie Trauer, Wut, Angst usw entsteht, um voran zu kommen. Jedes dieser Gefühle ist ein genialer Wegweiser für uns.
Wenn ich zum Beispiel Angst davor habe, Leuten zu sagen, was ich eben zu sagen habe, warum ist das so? Wovor habe ich Angst? Vor Kritik? Vor Unverständnis? Und warum ist das so? Was macht es mit mir? Warum fühle ich mich schlecht, wenn mich andere verurteilen? Will ich ihnen wirklich so viel Macht über mich geben? Kommt das noch aus meiner Familie? Was habe ich da noch nicht aufgearbeitet?
Diese Gefühle funktionieren, sobald wir sie uns genauer ansehen und ihnen erlauben, da zu sein, als Wegweiser für unser persönliches Wachstum und deshalb ist es nur gut, dass wir sie haben. Wir dürfen uns erlauben, wütend und beleidigt und neidisch und unzufrieden und verzweifelt zu sein. Und im Optimalfall übernehmen wir gleichzeitig auch Verantwortung für diese Gefühle und nutzen ihr Wegweiser-Potential: Anstatt zu beschließen, dass ich so und so nicht mehr mag, weil ich vor Neid auf so und so platze, kann ich mich dann zum Beispiel fragen: warum bin ich neidisch? Was hat so und so, was ich auch haben will? Und wie kann ich es mir selber geben, damit ich nicht länger neidisch auf so und so sein muss?
Aber um an diesen Punkt zu kommen, ja, ist es unerlässlich, dass ich mir zuerst einmal eingestehe, dass ich neidisch bin. Und das geht wiederum nur, wenn ich mir erlaube, neidisch zu sein, wenn ich mir erlaube, den Neid zu fühlen. Solange ich mir denke „Ich doch nicht! Niemals!“ oder „Nein, das darf ich nicht. Nein, ich bin es nicht. Nein, ich denke mir das Gefühl jetzt einfach weg.“, werde ich wohl kaum an den oben beschriebenen Punkt kommen, an dem ich den Neid auf gesunde Weise auflösen und los lassen kann.
Auf die Vision bezogen, die ich in Teil 1 (siehe Blog-Einträge vom Februar) geschildert habe, würde das heißen: Es geht nicht nur darum, zu akzeptieren, dass ich eben auf dem Baum und auf der Leiter stehe und da anscheinend noch nicht herunter kann, sondern ich darf auch akzeptieren, dass ich da nicht sein will, dass ich mich da erst Mal unwohl gefühlt habe, dass sich etwas in mir gewehrt hat, dass ich Angst hatte, nicht mehr von dem Baum herunter zu kommen.
Deshalb eben auch der Satz: „Von der Linde werfe ich drei Tränen herab und höre auf, mich herunter zu fragen...“ Erst erlaube ich mir, nicht da sein zu wollen, wo ich bin, erlaube mir, mich unwohl zu fühlen, Schmerz und Trauer darüber zu empfinden, dass ich nicht da sein kann, wo ich sein will. Und dann akzeptiere ich, dass ich eben da bin, wo ich gerade bin und dass das jetzt gerade auch der richtige Platz ist.
Also wenn ich als Telefonistin gestresst auf der Arbeit sitze mit drei klingelnden Telefonen und meine Arbeit gerade einfach nur hasse, dann akzeptiere ich als Erstes meinen Hass und erlaube mir, gestresst und genervt und wütend und frustriert zu sein. Und danach akzeptiere ich, dass ich jetzt trotzdem hier bin. Und dann nehme ich den Hörer ab oder stehe auf und kündige. Zu akzeptieren, dass ich jetzt gerade hier bin, heißt eben auch nicht, dass ich akzeptieren muss, dass ich bis in alle Ewigkeit hier zu bleiben habe.
Inzwischen denke ich auch immer öfter, dass wir wirklich viel zu viel als unabänderlich akzeptieren. Also so genial und kraftvoll und befreiend Akzeptanz sein kann, glaube ich inzwischen nicht mehr, dass wir irgendetwas, auch wirklich nur irgendetwas (!) als unveränderlich hinnehmen sollten. Wobei es dann eben paradoxer Weise eben auch oft wieder die Akzeptanz ist, die dann erst etwas verändert... Zumindest war es ja auch in meiner Vision so, dass das Bild tatsächlich erst Mal scheinbar unveränderlich war. Und ich musste erst seine Unveränderlichkeit akzeptieren, um es dann verändern zu können.
Einen krasseren Fall hatte ich mal mit Zukunftsvisionen, lief aber nach genau demselben Prinzip ab. Nachdem ich lange Zeit mit Vergangenheitsaufarbeitung beschäftigt war und so das Gefühl hatte „Ich bin da jetzt mit dem Gröbsten durch“, ging es dann eben plötzlich los mit Zukunftsvisionen, die sich auch verändert haben, aber einige Szenarien kamen immer wieder und zwar waren das meistens die, auf die ich hätte verzichten können. Da war ich also wirklich genervt, habe mich gewehrt und war einfach voll und ganz dagegen...
Und auch da war aber der Trick wieder, dass ich die mögliche Zukunft, die ich gesehen habe und die ich absolut nicht wollte, einfach akzeptieren musste. Und aber wirklich akzeptieren musste! Austricksen funktionierte dann leider doch irgendwie nicht so richtig. Ich musste innerlich wirklich bereit sein, den Weg zu gehen, den ich vor mir gesehen habe, hätte das eben mein Weg sein sollen. Und nachdem ich das aber geschafft hatte, wirklich ehrlich zu sagen: Wenn es sein muss, okay, dann geh ich auch diesen Weg... Tja, schwuppdiwupp, da war einen Tag später dieses Zukunftsbild weg und komplett verändert...
Zusammenfassend würde ich also vielleicht die These aufstellen, dass der „Trick“ mit der Akzeptanz ist: Akzeptiere das Jetzt, das, was jetzt im Moment da ist, meinetwegen eben auch das, was jetzt im Moment die wahrscheinlichste Zukunft ist. Und akzeptiere das Jetzt komplett und ehrlich und kompromisslos (also keine faulen Ich-tu-mal-so-Tricks, das durchschaut das Universum leider). Und dann lauf los und ändere es. Falls du es dann noch ändern musst und es sich nicht schon selber verändert hat :-)
Und dann wirst du es vor allem auch nicht mehr aus einem Leidensdruck heraus, aus Wut oder Angst oder einem Gefühl von „Es muss anders werden, sonst... Es kann, darf so einfach nicht sein...“, ändern, sondern die Änderungen, die du dann noch vornimmst, die wirst du viel entspannter und gelassener und vertrauensvoller vornehmen. Und dann kommt auch einfach was Besseres dabei raus :-)
Und nicht vergessen: Schmollen und Wütend Sein und Hadern und Sich Denken „Universum, du Arschloch“ ist trotzdem erlaubt... Fühlt sich nur nicht so geil an, ewig da zu bleiben. Aber wenn ihr gerade da drin seid, genießt auch das :-) Es geht...


Freitag, 19. Juni 2015

Nächtlicher Monsterbesuch

Ein Monsterchen lugt ganz nah neben mir über die Bettkante und hat mich ziemlich erschreckt. Und doch war das Grausen diesmal schwach genug. Sodass ich vertrauen konnte. Trotz der großen gelben blutunterlaufenen Augen und der spitzen kleinen Zähne. Es durfte mich bei der Hand nehmen. Und dann hat es sich vorgestellt.
Es ist der Teil, der immer Licht saugt. Das Licht in anderen. Mit einem spitzen Finger bohrt es danach, braucht die Vergewisserung, dass es im anderen auch wirklich da ist. Dass es im anderen noch brennt. Zu groß die Verunsicherung, in welchem Zustand das eigene ist.
Während ich meinem Monsterchen lausche, merke ich, dass es trotz seiner fahlen grauen Haut und den dünnen, strähnigen Haaren nur ein argloses Kind ist. Es ist klein und nimmt mich jetzt mit sich herum. In mein Monstermuseum. Die Bibliothek meiner inneren Schrecken.
Mein Monsterchen führt mich. Trotz dünner, stelziger Beine fast anmutig tänzelnd. Ein eigenartiges Wesen, das ich nicht mehr fürchten mag.
Es zeigt mir den Teil, der immer aufrüttelt, aufrührt. Der die Schatten hoch jagt. Und das war wichtig. Der den Puls treibt und Ruhe verhindert. Ich entferne die große, schwere Kriegstrommel, auf die er solange gehämmert hat. Zu meinem Schutz. Ab sofort darf er Xylophon spielen.
Mein Monsterchen erinnert mich an den schwarzen Ring um mein Herz und wir sehen die Herzfresserin. Ganz in schwarzer Trauerkleidung. Ihr wachsen grausame Zähne. Und dann spuckt sie mir drei verkohlte Herzen auf den Tisch. Ich kann sie gerade so ertragen. Ihr eigenes Herz ist das Buch ihrer Schmerzen. Das Papier ist dünn, fällt schon auseinander, auf den Seiten gar keine Schrift mehr, schon verblichen. Zu lange her.
Sie braucht noch Zeit. Wir geben ihr einen goldenen Umhang. Sie atmet endlich einmal aus, als er ihre Schultern berührt. Als die goldene Kapuze ihr schwarzes Haar einhüllt, schaut sie sogar fast dankbar auf.
Sie kennen mich sehr gut, meine Monster. Und auch sich selbst. Sie sagen mir, meine Stärke, die mich immer wieder gerettet hat, obwohl sie mich gebissen und gekratzt haben, all die lange Zeit, sei meine Hoffnung. Und mit ihnen gemeinsam sehe ich das helle, grüne Licht an. Moosgrün. Es wächst in alle Richtungen.
Nur nicht in eine. Da sitzt ein unbeweglicher Moder-Pilz. Einen anderen Namen sagt er mir nicht. Er heißt nur Moder-Pilz und will modern. Sein Frühling kommt vielleicht noch.
Ich treffe auch ein altes Monster, das mittlerweile schon fast nicht mehr monströs zu nennen ist. Die schwarz-weiße Schachbestie bewegt sich jetzt elegant und lächelnd. Sie ist ganz freundlich, kein Hass mehr, die Sonne berührt sie wohlwollend, in den Schatten wird sie nicht dunkel. Sie erklärt mir ein wenig, nicht viel. Sie weiß, dass wir schon fast vertraute Freundinnen sind.
Und ich bin froh, dass es noch dunkel ist. Dass ich das Licht ausgelassen habe, das meine Monsterchen sonst immer weg leuchtet. 


 

Samstag, 16. Mai 2015

Warum, zum Teufel, „Fearlessness“?

Das frage ich mich manchmal selber, immer noch, obwohl ich die Antwort langsam eigentlich in- und auswendig kennen müsste: Ich konnte noch nie ernsthaft behaupten, dass meine kreativen Erzeugnisse nichts über mich verraten oder nichts mit mir zu tun haben. Nur das Ausmaß dessen, wie viel sie eigentlich mit mir zu tun haben, ist mir oft erst im Nachhinein so wirklich bewusst geworden. Was unter Umständen manchmal mit einem regelrechten Schock einher ging... Wie es mein Unterbewusstsein schafft, Dinge aufs Papier zu bringen, die in meinem Bewusstsein noch gar nicht angekommen sind, finde ich auch heute noch immer mal wieder ziemlich schockierend.
In Bezug auf „Fearlessness“ ist es aber nicht so schwer, zu erkennen, was genau das ganze Projekt mit mir zu tun hat. Die letzten zwölf Monate haben mich in extremem Maße mit meinen eigenen Ängsten konfrontiert. Mir ist es im letzten Sommer gelungen, ein Tor zu meinem Unterbewusstsein zu öffnen, hinter dem mich dann erst Mal ein kleiner, großer Albtraum erwartet hat.
Zum Einen hatte ich im letzten Jahr wirklich mehr Albträume als je zuvor in meinem Leben. Zum anderen wurde aber auch die Tagsüber-Welt immer unsicherer, hat sich immer mehr meinen Traumwelten angenähert, die Realität wurde immer surrealer. Es gab Phasen, in denen mein Zeitgefühl komplett ausgesetzt hat. Der gestrige Tag war komplett ausradiert, dafür waren Erinnerungen ganz klar aus einer Zeit, in der ich sechzehn war oder sogar sechs. Ich kann mir jetzt annähernd vorstellen, wie beängstigend es sich anfühlen muss, dement zu werden.
Und ja, ich selber hatte auch ziemlich viel Angst. Ich habe lange nicht verstanden (und vieles ist auch bis heute noch schleierhaft und mysteriös geblieben), was mit mir eigentlich passiert. Ich habe zunehmend die Kontrolle über meine inneren Prozesse verloren, mein Geist hat sich irgendwie verselbständigt, ohne mich in seine Pläne einzuweihen. Ich war einfach „anderswo“. Und hatte ständig Angst, dass die Sicherung irgendwann ganz durchbrennt und ich komplett den Verstand verliere (was auch immer das genau heißt, ich sehe „Verrückte“ inzwischen auch ein bisschen anders als vor meinem eigenen Fast- oder Ein-Bisschen-Verrückt-Werden).
Und im Grunde habe ich also das ganze letzte Jahr damit verbracht, darum zu kämpfen, wieder so „furchtlos“ zu werden, wie ich mir einbilde, dass ich es einmal war. Trotz allem. Trotz dem Unaussprechbarem und Unerklärbarem.
Deshalb „Fearlessness“.
Ein weiterer Grund, warum ich mein CD-Projekt „Fearlessness“ genannt habe, ist etwas banaler. Tori Amos lässt ihren gleichnamigen Song mit der Zeile enden „What were once two forces joined in Fearlessness“. Ich habe die Zeile aufgegriffen und in folgender Form an den Anfang von „Parts of me“, Song Nummer vier auf meinem Album gestellt: „Two forces joined in Fearlessness, now separated by fear“.
Darüber, was Angst in unseren Beziehungen, anrichtet, habe ich schon mehrmals geschrieben. Es ist auch immer noch ein persönliches Thema für mich und wurde deshalb auch eines, wenn nicht das, Kernelement in der „Fearlessness“-Story.
Auch deshalb „Fearlessness“.
Eine weitere Angst, die ich für „Fearlessness“ überwinden musste, hat damit zu tun, dass ich als mein eigentliches Medium die Sprache ansehe. Das Schreiben geht mir im wahrsten Sinne des Wortes leicht von der Hand. Das Wort ist eine Sprache, die ich, glaube ich zumindest, einigermaßen fließend spreche, Musik hingegen...?!
Der traurige Aspekt daran, dass ich seit so vielen Jahren schreibe, ist (neben vielen anderen schöneren und freudigeren Aspekten) der, dass ich im Prinzip auch seit Jahren gegen mein eigenes Verstummen anschreibe. Gegen die Stimmen in mir, die mir nicht erlauben wollen, mich so auszudrücken, wie es mir entspricht. Gegen meine angelernte Selbstzensur. Gerade im letzten Jahr hat sich aber ein Schweigen in mir ausgebreitet, das so viel größer und bedrohlicher war, dass es die Musik brauchte, um die Worte zurück zu bringen.
Erst in der Verbindung mit Melodien und Rhythmen konnte ich Worte finden, die sich dem Unaussprechbaren annäherten. Worte allein wären durch meine Schweigemauern nicht hindurch gekommen, sondern wären in der Sprachlosigkeit der Extremerfahrung, in der ich gefangen war, hängen geblieben. Worte allein hätten also diesmal nicht gereicht.
Was mich wiederum gezwungen hat, mich meinen Ängsten und Unsicherheiten zum Thema Musik zu stellen. Der Aufnahmeprozess von „Fearlessness“ war extrem chaotisch. Im Grunde wurde alles innerhalb einer Woche aufgenommen, in der ich mich auf dem Land eingesperrt hatte. Einen Großteil der Lieder habe ich nie richtig eingeübt, sondern einfach spontan irgendwie gesungen. Und noch dazu war ich in der Aufnahmewoche (im November) ziemlich erkältet.
Vernünftig“ und „professionell“ war das Ganze also nicht und ja, es gibt auch einige Fehler auf dem Album, über die ich mich im Nachhinein ärgere. Gleichzeitig weiß ich aber, dass „Fearlessness“ genauso entstehen musste, weil es sonst gar nicht entstanden wäre. Es musste ein „Herausbrechen“ sein, es musste schnell gehen, sonst hätte ich meine eigenen Ängste und Unsicherheiten und das Schweigen überhaupt nicht durchbrochen. Und beim zweiten ähnlichen Projekt werde ich schon viel sicherer und gelassener sein und beim dritten erst recht ;-) 
Natürlich gab es einige Menschen, die mir dabei geholfen haben, diese verhängnisvolle Tür zu meinem Unterbewusstsein zu öffnen und die Dinge dahinter zu entfesseln. Und ich nähere mich dem Punkt, an dem ich ihnen dafür dankbar sein werde. Ein bisschen Zeit braucht es vielleicht noch...
Und natürlich gab es auch viele Menschen, die mir durch diese Extremkonfrontation mit meinen eigenen Ängsten hindurch geholfen haben. Auch wenn ein beschissener Nebeneffekt meiner Sprachlosigkeit in Bezug auf meine Erlebnisse war, dass ich mich auch die meiste Zeit beschissen allein gefühlt habe. Ich weiß aber, dass ich das definitiv nicht war, sondern mir so viele verschiedene Menschen auf so viele verschiedene Arten geholfen haben.
Ich hoffe, dass ich eurer Hilfe, eurem Vertrauen und eurer Geduld, die ihr mir gegeben habt, gerecht werde und mich wieder vollkommen hinkriege ;-) Und es schaffe, diese krasse Zeit in etwas Positives zu transformieren.
Was ich auch weiß, ist, dass ich im letzten Jahr durchgehend nicht gerade my best self war... Ich habe andere zu Unrecht mit in mein Drama hinein gezogen und mit meinen Emotionen überlastet und überfrachtet. Bei ihnen möchte ich mich entschuldigen und um Verständnis bitten. Ich habe es wirklich versucht, so still wie möglich zu leiden... und besser habe ich es einfach nicht hinbekommen.
Was die Danksagungen angeht, gibt es für „Fearlessness“ natürlich auch eine Reihe von Helfern, die das Projekt überhaupt erst in der Form ermöglicht haben... Allen voran Jason Shaw, ohne den es die wundervolle Musik, die mir die Worte wieder gegeben hat, nicht geben würde. Ein großes Danke auch an Jonas Rossner fürs Mischen meiner Aufnahmen (trotz sowieso schon zu viel Arbeit ;-)). Und ein fettes Danke auch an mein Schwesterherz Lia, die für das Cover verantwortlich ist.
Inwieweit das Cover die Story von „Fearlessness“ versinnbildlicht, erkläre ich mal in einem anderen Blog oder Video (habe ich gerade beschlossen)...
Die komplette Geschichte wird hier erzählt: https://www.youtube.com/watch?v=9i1Jvz9BhvY (Englisch)