Und
überall liebt Violett...
Wenn man über Beziehungen spricht, dann kommt man auch
nicht darum herum, über das zu reden, was Beziehungen zu so etwas
Wundervollem macht: Ja, genau, die Liebe.
In den letzten Teilen habe ich meistens eher über Liebe
gesprochen, indem ich andere Gefühle von ihr abgegrenzt und
unterschieden habe, Angst zum Beispiel. Liebe selber zu definieren,
ist gar nicht so leicht, und auch zu beschreiben, wie sie sich
anfühlt, ist nicht so einfach.
Vor allem, weil es uns, glaube ich zumindest, oft
passiert, dass wir Liebe vermischt mit irgendeinem anderen Gefühl
empfinden, das eigentlich nicht Liebe ist. Sehnsucht zum Beispiel
oder auch selbst Anziehung, beides sind Empfindungen, die oft im
Schlepptau der Liebe in unser Leben kommen. Irgendwo habe ich mal den
Vergleich gelesen, dass die Liebe wie eine Frau mit vielen Hunden
ist. Und die Hunde sind die Gefühle, die in unseren Beziehungen eben
ganz oft auftauchen, Sehnsucht und Anziehung sind noch die schöneren,
aber da sind natürlich auch Emotionen wie Eifersucht und
Verlustangst dabei. Die Liebe selber ist eine stille Dame mit
sanfter, leiser Stimme, aber ihre Hunde bellen ziemlich, ziemlich
laut. Und wenn auch nur einer der Hunde zu laut bellt, hören wir
oft die Stimme der sanften Dame nicht mehr.
Und dann kommt es zu solchen Missverständnissen, dass
wir meinen, die Liebe spricht, wenn wir Sätze sagen, wie: „Ich bin
eben eifersüchtig/habe Angst dich zu verlieren/vermisse dich so,
weil ich dich liebe.“ Und das stimmt aber einfach nicht. Weil ich
eifersüchtig bin, bin ich eifersüchtig. Und weil ich noch Angst in
mir habe, habe ich Angst dich zu verlieren. Und das ist auch beides
absolut okay. Dafür muss sich niemand schlecht fühlen. Hunde dürfen
auch laut bellen, aber es sind eben in dem Fall trotzdem die Hunde,
die bellen, und nicht die Dame, die so leise spricht oder vielleicht
sogar eher singt als spricht.
Bei mir selber hat es einige Beziehungen gedauert,
bis ich wirklich einfach mal „nur“ Liebe empfunden habe, bis ich
wirklich mal die Stimme der Liebe ganz deutlich gehört habe. Das
heißt jetzt nicht, dass ich davor nur lieblose Beziehungen hatte,
das nicht, das waren alles tiefe Beziehungen voller Gefühl. Es waren
nur einfach immer die anderen Gefühle im Vordergrund, die Sehnsucht
meinetwegen oder die Verlustangst, und deshalb habe ich die Liebe
selber nur leise und undeutlich durch das Hundegebell hindurch
gehört. Sie war da, sie ist immer da, in jedem von uns, aber ich
habe sie nie in ihrer reinen Form gefühlt.
Dafür müssen nämlich auch die Hunde leise sein.
Solange meine Angst noch bellt oder meine Eifersucht, kann ich die
Liebe immer nur bruchstückhaft und verzerrt hören. Spirituell
gesehen ist reine Liebe eben einfach eine sehr, sehr „hohe“
Schwingung (ich mag die Unterteilung in hohe und niedrige
Schwingungen selber nicht so besonders, weil das mir noch zu sehr
besser-schlechter-Denken ist... vielleicht wäre „fein“ auch ein
gutes Synonym anstatt „hoch“) und deshalb natürlich auch eine,
von der man leicht immer wieder runter fällt und runter gerissen
wird. Das ist ganz normal und auch dafür sollte sich niemand
schlecht fühlen.
Als ich das erste Mal in diesem Zustand reiner
bedingungsloser Liebe war, war das für mich auch definitiv ein
Ausnahmezustand. Und trotzdem ist es sogar eine fast ein bisschen
lustige Geschichte...
Ich war nämlich nicht irgendwo im Himalaya oder an
einem ähnlich klischeemäßigen Ort und bin plötzlich von der
Erleuchtung getroffen worden. Ich habe auch nicht meditiert oder
dergleichen. „Ausgelebt“ habe ich den Zustand im Prinzip so, dass
ich zehn Stunden am Stück Liebes- oder Weihnachtslieder gehört
habe. Einfach Musik, in der ich diese Schwingung, auf der ich
unterwegs war, wiederfinden konnte, durch die ich sie zelebrieren
konnte. Und ich habe erst im Nachhinein realisiert, wie krass das
eigentlich war... Ich meine, mehrere Stunden Musik zu hören, ist an
sich schon nicht für jeden was, nichts anderes machen, nichts
anderes nebenbei tun, einfach nur in der Musik sein. Die
Musikliebhaber unter euch kennen das aber bestimmt und wissen, dass
das geht. Aber mir ging es trotzdem meistens so, dass ich dann doch
nach einer gewissen Zeit einfach den Impuls hatte, irgendwas anderes
zu machen. Ich kann relativ lange einfach nur in einer Musik sein,
einfach nur die Stimmung und die Schwingung wahrnehmen. Aber
irgendwann werde ich dann doch unruhig, habe ein Bedürfnis,
irgendwie aktiver zu sein, habe Hunger oder was auch immer...
Also zehn Stunden lang einfach nur in einer Schwingung
sein und die durch Musik-Hören wahrnehmen, neee, das hätte ich
davor nie geschafft. Und dann eben auch nicht irgendwelche Musik,
sondern Hardcore-Liebeslieder und ja, ich gestehe, auch
Weihnachtslieder (im Hochsommer)... Und das zehn Stunden lang.
Und es war aber seltsamerweise zu keiner Sekunde
anstrengend. Ich hatte nie das Gefühl, dass meine Aufmerksamkeit
nachlässt, es waren keine Gedanken oder keine Impulse da, die mich
aus dem Zustand raus gerissen hätten. Ich hatte auch nicht mal
Hunger. Ich wollte nicht raus. Ich wollte mit niemandem reden. Mein
einziges Bedürfnis war wirklich einfach nur, zu fühlen, was ich
fühle, und am besten für immer in diesem einfach genialen Zustand,
auf dieser wundervollen Schwingung zu bleiben.
Ausgelöst wurde dieser Zustand natürlich schon durch
ein Ereignis und durch jemanden, aber in dem Zustand selber dann war
das absolut nichts Exklusives mehr. Natürlich habe ich in dem
Zustand gerade auch die auslösende Person und meine Liebe und
Verehrung zu ihr gefeiert und gespürt, aber irgendwie hat es dennoch
die ganze Welt umfasst, zumindest war ich in dem Moment absolut
versöhnt mit der Welt. Vom Gefühl her war es so, als hätte die
auslösende Person mich auf diese geniale Schwingung hoch gebracht,
als würde diese Liebesschwingung eben zwischen uns schwingen, aber
ich habe dann nicht nur eine Schwingungsresonanz mit ihr gehabt,
sondern mit der ganzen Liebe überhaupt und überall.
Was mir durch dieses lustige und doch auch sehr
spirituelle Erlebnis jedenfalls aufgefallen ist, ist, wie wenig
Liebe wir im Normalzustand aushalten. Der Normalfall ist ja eher,
dass wir nach zwei oder drei Liebesliedern definitiv genug haben,
ganz zu schweigen von Weihnachtsliedern... Das kann natürlich schon
auch an musikalischen Vorlieben liegen, aber auch in Filmen ist es
so, dass viele von uns regelmäßig flüchten, wenn es zu romantisch
wird oder das zumindest nicht stundenlang vor Augen haben können.
Das ist ja auch nicht unbedingt das Ziel und bei mir hat sich das
inzwischen natürlich auch wieder normalisiert, aber ich bin so, so,
so dankbar, diesen Zustand kennen gelernt zu haben und ich wäre am
liebsten wirklich immerzu da drin.
Wenn ich in einem Zustand reiner Liebe bin, dann ist das
einfach ein Zustand, der absolut genial ist. In diesem Zustand bin
ich vollkommen furchtlos (der Angst-Hund ist dann ja auch leise), im
Frieden und versöhnt. Vielleicht kann man Liebe am besten auch
einfach durch Verben beschreiben: Liebe sieht und versteht, sie
überwindet spielerisch alle Grenzen und Trennungen, Liebe ist auch
ein Zustand vollkommener Freiheit. Liebe befreit auch. Liebe staunt
und bewundert und verehrt. Ist dankbar. In dem Zustand bin ich
sicher. Heil. Verbunden. Und trotzdem bei mir.
Also zu viel Liebe geht so gesehen nicht, das Gefühl
verwandelt mich nicht in ein Opferlamm oder ähnliches. Liebe ist
auch völlig unbedürftig. Liebe zu fühlen, fühlt sich einfach so
gut an, in dem Zustand brauche ich nichts vom anderen. Liebe
fühlen fühlt sich auch noch gut an, wenn das geliebte Wesen gerade
eine andere heiratet. Liebe freut sich, betet an, ist absolut
kraftvoll. Einfach ein echt krasser und genialer Zustand. Und absolut
nicht exklusiv.
Wir kennen den Zustand auch alle noch, nur oft leider
nicht in Bezug auf Menschen, mit denen wir Beziehungen haben. Wir
empfinden das für eine bestimmte Landschaft, für eine Musik, für
so viele Dinge... Wir können alle bedingungslos lieben. Und wir
haben uns nie gefragt, ob uns der Wind oder der Ozean oder die
wunderschöne Melodie auch liebt, das ist auch völlig unwichtig.
Wenn wir vor dem Ozean stehen, dann staunen wir einfach und freuen
uns über seinen Anblick, wir würden nie auf die Idee kommen, ihn
besitzen zu wollen oder Erwartungen an ihn zu stellen. Und wenn
der Wind einmal nicht weht, dann sind wir auch nicht wütend oder
vorwurfsvoll. Wenn er das nächste Mal auftaucht, ist er uns genauso
willkommen wie letztes Mal, egal, wie lange er verschwunden war. Und
wir wissen auch, dass eine Melodie nicht nur uns gehört. Wenn sie
auch andere Herzen berührt, stört es uns?
Und so gesehen: Sind die Menschen in unserem Leben
weniger als Ozeane? Ist es nicht eigentlich traurig, dass wir einen
Ozean bewundern und bestaunen und verehren und bedingungslos lieben
können, die Menschen in unserem Leben aber nicht? Ich zum Beispiel
könnte mich, glaube ich, gar nicht in jemanden verlieben, wenn ich
nicht das Gefühl hätte: „Wow, der Mensch ist mindestens ein
Ozean, wenn nicht ein ganzes Universum.“ Und eigentlich sind
wir das doch alle, oder?
Und kann ich dann einen Menschen nicht dementsprechend
sehen und lieben? Über ihn staunen? Ihn verehren? Dankbar sein? Und
voller Freude über ihn? Egal, wo er ist? Ob er gerade neben mir
liegt? Oder andere Galaxien durchfliegt?
Und
nicht nur würde das einfach dem, was der andere tatsächlich ist,
einfach mehr entsprechen und gerecht werden, es macht vor allem mich
selber auch einfach glücklicher.
Ich meine, Hallo, wie cool, die Ehre zu haben, immer mal
wieder mit diesem riesigen, unendlichen, wundervollen, zauberhaften
Universum in Kontakt zu sein, verbunden zu sein mit diesem
unermesslich tiefen Ozean! Wie absolut genial!
Und nicht zu vergessen: Ich selber bin natürlich auch
ein Ozean, ein Universum, eine Melodie. Wenn deine Melodie also
gerade nicht hier erklingt, dann spiele ich meine eigene und wenn es
eine Liebesmelodie ist, umso besser.
Und verbunden bin ich sowieso immer und überall, Liebe
liebt und schwingt überall. Deshalb: „Es gibt keinen Ort, der
nicht dein ist. Es gibt keinen Ort, der nicht du bist. Und überall
liebt Violett.“
Warum Violett...?! Das bleibt ein Geheimnis von mir und
einer sehr schönen Farbmeditation.
Ich danke euch so sehr fürs Zuhören und heute kriegt
ihr passend zum Thema natürlich auch noch ganz, ganz viel Love,
Love, Love :-D
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