Donnerstag, 8. Oktober 2015

Jenseits der Angst, Teil 5: Ich glaub, ein Universum liegt in meinem Bett...?!

Und überall liebt Violett...

Wenn man über Beziehungen spricht, dann kommt man auch nicht darum herum, über das zu reden, was Beziehungen zu so etwas Wundervollem macht: Ja, genau, die Liebe.
In den letzten Teilen habe ich meistens eher über Liebe gesprochen, indem ich andere Gefühle von ihr abgegrenzt und unterschieden habe, Angst zum Beispiel. Liebe selber zu definieren, ist gar nicht so leicht, und auch zu beschreiben, wie sie sich anfühlt, ist nicht so einfach.
Vor allem, weil es uns, glaube ich zumindest, oft passiert, dass wir Liebe vermischt mit irgendeinem anderen Gefühl empfinden, das eigentlich nicht Liebe ist. Sehnsucht zum Beispiel oder auch selbst Anziehung, beides sind Empfindungen, die oft im Schlepptau der Liebe in unser Leben kommen. Irgendwo habe ich mal den Vergleich gelesen, dass die Liebe wie eine Frau mit vielen Hunden ist. Und die Hunde sind die Gefühle, die in unseren Beziehungen eben ganz oft auftauchen, Sehnsucht und Anziehung sind noch die schöneren, aber da sind natürlich auch Emotionen wie Eifersucht und Verlustangst dabei. Die Liebe selber ist eine stille Dame mit sanfter, leiser Stimme, aber ihre Hunde bellen ziemlich, ziemlich laut. Und wenn auch nur einer der Hunde zu laut bellt, hören wir oft die Stimme der sanften Dame nicht mehr.
Und dann kommt es zu solchen Missverständnissen, dass wir meinen, die Liebe spricht, wenn wir Sätze sagen, wie: „Ich bin eben eifersüchtig/habe Angst dich zu verlieren/vermisse dich so, weil ich dich liebe.“ Und das stimmt aber einfach nicht. Weil ich eifersüchtig bin, bin ich eifersüchtig. Und weil ich noch Angst in mir habe, habe ich Angst dich zu verlieren. Und das ist auch beides absolut okay. Dafür muss sich niemand schlecht fühlen. Hunde dürfen auch laut bellen, aber es sind eben in dem Fall trotzdem die Hunde, die bellen, und nicht die Dame, die so leise spricht oder vielleicht sogar eher singt als spricht.
Bei mir selber hat es einige Beziehungen gedauert, bis ich wirklich einfach mal „nur“ Liebe empfunden habe, bis ich wirklich mal die Stimme der Liebe ganz deutlich gehört habe. Das heißt jetzt nicht, dass ich davor nur lieblose Beziehungen hatte, das nicht, das waren alles tiefe Beziehungen voller Gefühl. Es waren nur einfach immer die anderen Gefühle im Vordergrund, die Sehnsucht meinetwegen oder die Verlustangst, und deshalb habe ich die Liebe selber nur leise und undeutlich durch das Hundegebell hindurch gehört. Sie war da, sie ist immer da, in jedem von uns, aber ich habe sie nie in ihrer reinen Form gefühlt.
Dafür müssen nämlich auch die Hunde leise sein. Solange meine Angst noch bellt oder meine Eifersucht, kann ich die Liebe immer nur bruchstückhaft und verzerrt hören. Spirituell gesehen ist reine Liebe eben einfach eine sehr, sehr „hohe“ Schwingung (ich mag die Unterteilung in hohe und niedrige Schwingungen selber nicht so besonders, weil das mir noch zu sehr besser-schlechter-Denken ist... vielleicht wäre „fein“ auch ein gutes Synonym anstatt „hoch“) und deshalb natürlich auch eine, von der man leicht immer wieder runter fällt und runter gerissen wird. Das ist ganz normal und auch dafür sollte sich niemand schlecht fühlen.
Als ich das erste Mal in diesem Zustand reiner bedingungsloser Liebe war, war das für mich auch definitiv ein Ausnahmezustand. Und trotzdem ist es sogar eine fast ein bisschen lustige Geschichte...
Ich war nämlich nicht irgendwo im Himalaya oder an einem ähnlich klischeemäßigen Ort und bin plötzlich von der Erleuchtung getroffen worden. Ich habe auch nicht meditiert oder dergleichen. „Ausgelebt“ habe ich den Zustand im Prinzip so, dass ich zehn Stunden am Stück Liebes- oder Weihnachtslieder gehört habe. Einfach Musik, in der ich diese Schwingung, auf der ich unterwegs war, wiederfinden konnte, durch die ich sie zelebrieren konnte. Und ich habe erst im Nachhinein realisiert, wie krass das eigentlich war... Ich meine, mehrere Stunden Musik zu hören, ist an sich schon nicht für jeden was, nichts anderes machen, nichts anderes nebenbei tun, einfach nur in der Musik sein. Die Musikliebhaber unter euch kennen das aber bestimmt und wissen, dass das geht. Aber mir ging es trotzdem meistens so, dass ich dann doch nach einer gewissen Zeit einfach den Impuls hatte, irgendwas anderes zu machen. Ich kann relativ lange einfach nur in einer Musik sein, einfach nur die Stimmung und die Schwingung wahrnehmen. Aber irgendwann werde ich dann doch unruhig, habe ein Bedürfnis, irgendwie aktiver zu sein, habe Hunger oder was auch immer...
Also zehn Stunden lang einfach nur in einer Schwingung sein und die durch Musik-Hören wahrnehmen, neee, das hätte ich davor nie geschafft. Und dann eben auch nicht irgendwelche Musik, sondern Hardcore-Liebeslieder und ja, ich gestehe, auch Weihnachtslieder (im Hochsommer)... Und das zehn Stunden lang.
Und es war aber seltsamerweise zu keiner Sekunde anstrengend. Ich hatte nie das Gefühl, dass meine Aufmerksamkeit nachlässt, es waren keine Gedanken oder keine Impulse da, die mich aus dem Zustand raus gerissen hätten. Ich hatte auch nicht mal Hunger. Ich wollte nicht raus. Ich wollte mit niemandem reden. Mein einziges Bedürfnis war wirklich einfach nur, zu fühlen, was ich fühle, und am besten für immer in diesem einfach genialen Zustand, auf dieser wundervollen Schwingung zu bleiben.
Ausgelöst wurde dieser Zustand natürlich schon durch ein Ereignis und durch jemanden, aber in dem Zustand selber dann war das absolut nichts Exklusives mehr. Natürlich habe ich in dem Zustand gerade auch die auslösende Person und meine Liebe und Verehrung zu ihr gefeiert und gespürt, aber irgendwie hat es dennoch die ganze Welt umfasst, zumindest war ich in dem Moment absolut versöhnt mit der Welt. Vom Gefühl her war es so, als hätte die auslösende Person mich auf diese geniale Schwingung hoch gebracht, als würde diese Liebesschwingung eben zwischen uns schwingen, aber ich habe dann nicht nur eine Schwingungsresonanz mit ihr gehabt, sondern mit der ganzen Liebe überhaupt und überall.
Was mir durch dieses lustige und doch auch sehr spirituelle Erlebnis jedenfalls aufgefallen ist, ist, wie wenig Liebe wir im Normalzustand aushalten. Der Normalfall ist ja eher, dass wir nach zwei oder drei Liebesliedern definitiv genug haben, ganz zu schweigen von Weihnachtsliedern... Das kann natürlich schon auch an musikalischen Vorlieben liegen, aber auch in Filmen ist es so, dass viele von uns regelmäßig flüchten, wenn es zu romantisch wird oder das zumindest nicht stundenlang vor Augen haben können. Das ist ja auch nicht unbedingt das Ziel und bei mir hat sich das inzwischen natürlich auch wieder normalisiert, aber ich bin so, so, so dankbar, diesen Zustand kennen gelernt zu haben und ich wäre am liebsten wirklich immerzu da drin.
Wenn ich in einem Zustand reiner Liebe bin, dann ist das einfach ein Zustand, der absolut genial ist. In diesem Zustand bin ich vollkommen furchtlos (der Angst-Hund ist dann ja auch leise), im Frieden und versöhnt. Vielleicht kann man Liebe am besten auch einfach durch Verben beschreiben: Liebe sieht und versteht, sie überwindet spielerisch alle Grenzen und Trennungen, Liebe ist auch ein Zustand vollkommener Freiheit. Liebe befreit auch. Liebe staunt und bewundert und verehrt. Ist dankbar. In dem Zustand bin ich sicher. Heil. Verbunden. Und trotzdem bei mir.
Also zu viel Liebe geht so gesehen nicht, das Gefühl verwandelt mich nicht in ein Opferlamm oder ähnliches. Liebe ist auch völlig unbedürftig. Liebe zu fühlen, fühlt sich einfach so gut an, in dem Zustand brauche ich nichts vom anderen. Liebe fühlen fühlt sich auch noch gut an, wenn das geliebte Wesen gerade eine andere heiratet. Liebe freut sich, betet an, ist absolut kraftvoll. Einfach ein echt krasser und genialer Zustand. Und absolut nicht exklusiv.
Wir kennen den Zustand auch alle noch, nur oft leider nicht in Bezug auf Menschen, mit denen wir Beziehungen haben. Wir empfinden das für eine bestimmte Landschaft, für eine Musik, für so viele Dinge... Wir können alle bedingungslos lieben. Und wir haben uns nie gefragt, ob uns der Wind oder der Ozean oder die wunderschöne Melodie auch liebt, das ist auch völlig unwichtig. Wenn wir vor dem Ozean stehen, dann staunen wir einfach und freuen uns über seinen Anblick, wir würden nie auf die Idee kommen, ihn besitzen zu wollen oder Erwartungen an ihn zu stellen. Und wenn der Wind einmal nicht weht, dann sind wir auch nicht wütend oder vorwurfsvoll. Wenn er das nächste Mal auftaucht, ist er uns genauso willkommen wie letztes Mal, egal, wie lange er verschwunden war. Und wir wissen auch, dass eine Melodie nicht nur uns gehört. Wenn sie auch andere Herzen berührt, stört es uns?
Und so gesehen: Sind die Menschen in unserem Leben weniger als Ozeane? Ist es nicht eigentlich traurig, dass wir einen Ozean bewundern und bestaunen und verehren und bedingungslos lieben können, die Menschen in unserem Leben aber nicht? Ich zum Beispiel könnte mich, glaube ich, gar nicht in jemanden verlieben, wenn ich nicht das Gefühl hätte: „Wow, der Mensch ist mindestens ein Ozean, wenn nicht ein ganzes Universum.“ Und eigentlich sind wir das doch alle, oder?
Und kann ich dann einen Menschen nicht dementsprechend sehen und lieben? Über ihn staunen? Ihn verehren? Dankbar sein? Und voller Freude über ihn? Egal, wo er ist? Ob er gerade neben mir liegt? Oder andere Galaxien durchfliegt?
Und nicht nur würde das einfach dem, was der andere tatsächlich ist, einfach mehr entsprechen und gerecht werden, es macht vor allem mich selber auch einfach glücklicher.
Ich meine, Hallo, wie cool, die Ehre zu haben, immer mal wieder mit diesem riesigen, unendlichen, wundervollen, zauberhaften Universum in Kontakt zu sein, verbunden zu sein mit diesem unermesslich tiefen Ozean! Wie absolut genial!
Und nicht zu vergessen: Ich selber bin natürlich auch ein Ozean, ein Universum, eine Melodie. Wenn deine Melodie also gerade nicht hier erklingt, dann spiele ich meine eigene und wenn es eine Liebesmelodie ist, umso besser.
Und verbunden bin ich sowieso immer und überall, Liebe liebt und schwingt überall. Deshalb: „Es gibt keinen Ort, der nicht dein ist. Es gibt keinen Ort, der nicht du bist. Und überall liebt Violett.“
Warum Violett...?! Das bleibt ein Geheimnis von mir und einer sehr schönen Farbmeditation.
Ich danke euch so sehr fürs Zuhören und heute kriegt ihr passend zum Thema natürlich auch noch ganz, ganz viel Love, Love, Love :-D


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